„Ist das essbar? Ja, ist es!“ – Bericht eines (Schimmel-) Schaulustigen
Bericht von Roman F:
Letzten Samstag, am 11. Juli, kamen knapp 30 Menschen in den Gemeinschaftsgarten Johannstadt, um mehr über Schimmelpilze, sauer Gewordenes und Vergorenes zu erfahren.
Großes Thema des Workshops war „Fermentation“, was und wie man alles ansetzen kann, zum Beispiel zur Haltbarmachung . Sebastian Kaiser und Gregor Scholtyssek führten als Referenten durch den sonnigen Nachmittag und in die Geschicke von allerlei Mikroorganismen und deren Kultivierung ein.
Was ist denn nun Fermentation und was lässt sich mit den dafür zuständigen Mikroorganismen alles anstellen?
Bei der Fermentation werden organische Stoffe durch Enzyme oder Zugabe von Bakterien, Pilzen oder anderen Zellkulturen umgewandelt. Die Gärung gehört unter anderem dazu und läuft unter Sauerstoffabschluss statt. Andere Teilbereiche benötigen wiederum unbedingt Sauerstoff oder Zucker zum „essen“ für den Ablauf ihrer Reaktion.
Zu Beginn entstand ein guter Überblick über die zahlreichen Beispiele. Auch solche wurden genannt, deren Verbindung zum Prozess der Fermentation auf den ersten Blick nicht sofort ersichtlich ist: Bier, Wein, Kombucha, Sauerkraut, Käse, Kimchi, Essig, Sojasauce, Miso, Sauerteig, Salami, Tabak, Penicillin, Kompost, Biogas oder gar Haushaltsreiniger. Das Essen und die Getränke werden haltbarer und schmackhafter, sowie dadurch veredelt.
Sehr einprägsam war die getanzte Milieu-Studie: alle Teilnehmenden waren zur Party eingeladen, bei mittels Kochtopf verstärkter Musik. Jeder als Mikroorganismus Eingeteilte sollte sich auf der anderen Seite in Form eines Gegenübers etwas „zuckersüßes zu Essen“ suchen. Wenn sich dann alle beim Tanzen auf der Party wohlfühlen, stimmt das Milieu und es „können jetzt Babys gezeugt werden“. Die Vermehrung der Kulturen beginnt – natürlich alles selbstregulierend. Die beiden anderen, neuen Mikroorganismen, welche die Fete ein wenig aufmischen wollten und immer nach anderer Musik schrieen, wurden von dieser dann auch gleich auf Grund der davor tanzenden Menge gut abgeschirmt und konnten keinem die Stimmung (oder eben das Milieu) versauern – der Merk-ich-mir-Effekt und Spaßfaktor bei so einer Gruppenaktion ist enorm.
In den folgenden praktischen Teilen des Workshops wurde wahlweise Sauerkraut oder aber Brennnesseljauche für den Kompost angesetzt. Ein solches Glas selbstgemachtes Sauerkraut zu Hause und das Wissen um die Einfachheit der eigenen Zubereitung lassen mich noch immer schmunzeln. Das kann ganz leicht öfter gemacht werden. Später beim zweiten Praxis-Teil konnten sich die Teilnehmer wahlweise für Frucht-Wein oder (besonders passend für die heiße Sommerzeit) frische Limonade entscheiden, bei der das Herstellungsprinzip auch bei unterschiedlichen Fruchtsorten (oder Kräutern) immer gleich anwendbar ist. Im Anschluss wurde in großer Runde die Zubereitung für die jeweils andere Gruppe nochmals zusammengefasst.
Sehr angenehm war der lockere Ablauf der Veranstaltung. Fragen fanden hereingerufen jederzeit Gehör. Bei Hunger und Durst bediente man sich einfach an der aufgebauten Probiertheke bei Kimchi über weißem Miso und Brot bis hin zur Fizzzzz-Sprudellimonade.
Das Wetter spielte freundlich mit und eine gute halbe Stunde später als geplant klang nach Fragen, Austausch und dem Feedback an die beiden Referenten Gregor und Sebastian der informative und praxisnahe Nachmittag aus.
P.S.: Bei dringenden Fragen könnt ihr euch gern vertrauensvoll an die freundliche Sauerkraut-Notfall-Beratung wenden.
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Fotos: Christiane Kupfer