Bitte etwas mehr Ausdruck beim Mulch verteilen – Filmdreh
Diese warme Juniwoche war für uns eine besondere. Wir durften die Gärten mal aus einer ganz anderen Perspektive sehen, nämlich aus der eines professionellen Filmteams.
Letzten Herbst gewannen wir beim Stories of Change Wettbewerb den Dreh eines kurzen Clips, der in Kinos und auf verschiedenen Veranstaltungen zu sehen sein wird und so Menschen anregen soll, neue Wege zu gehen.
Wie viel Arbeit hinter so einem Clip steckt, verstehen wir nun nach 4 intensiven Dreh- und Schnitttagen, dem Besuch bei 7 Projekten des Gartennetzwerks, 75 Fahrradkilometern und über 4 Stunden Rohmaterial.
„Nochmal 5 Zentimeter nach rechts. Hinter. Wieder vor.“ Gar nicht so leicht, den spitzfindigen Regisseur Thomas Frick zufrieden zu stellen, der den sukuma arts e.V. mit seiner langjährigen Filmerfahrung schon seit 11 Jahren beim Dreh von Spots unterstützt, und zwar mit einer gehörigen Prise Idealismus. Doch wenn es ums Drehen geht, kennt er keinen Spaß. Alles muss stimmen: das Licht, der Winkel, die Position. „Schaut mal jemand nach, wann die nächste S-Bahn kommt? Ich hätte gern eine Aufnahme, wo die im Hintergrund reinrollt und die Gärtner arbeiten. Der Kontrast wird schön.“ Thomas weiß, wovon er spricht.
Und auch das Filteam von ravir ist voll ausgestattet mit einer Kamera, die mehr Knöpfe als eine Tastatur hat, verschiedensten Objektiven, Licht, Tontechnik, Iso 2000 und Tiefenschärfe.
Zweinhalb Tage lang wuselten wir also durch Dresden und besuchten gleich nach der Drehbesprechung am Montag einen Kindergeburtstag im hechtgruen. Am Dienstag morgen fuhren wir dann raus zu deinHof, wo auf der Hofwoche gerade viele Mitglieder der Solidarischen Landwirtschaft vor Ort waren, um bei Pflege und Ernte des Gemüses anzupacken. Dort durften wir vom leckeren Mittagessen probieren und lustige Ziegen beobachten. Später filmten wir noch die Arbeit auf dem Feld. Es wurde gerade Mulch in Handkarren geladen und auf das Feld gebracht. Ganz urig mit Heugabel. „Das sieht echt idyllisch aus.“ schwärmt Thomas. „Nach vier Stunden ist das nicht mehr idyllisch“ stöhnt ein Gärtner.
Von Radebeul aus gings dann einmal quer durch Dresden zum Gemeinschaftsgarten Johannstadt, um dort den Bau der Sommerküche und die Bienengruppe vor die Linse zu bekommen. Sebastian erzählte uns im Interview davon, dass große Fragen unserer Zeit im Gemeinschaftsgarten greifbar werden, sei es Demokratie und Partizipation oder Bodenerosion. Im Kleinen Garten Strehlen durften wir am Abend bei einem Plenum dabei sein und die Idylle am Kaitzbach genießen. 10 Stunden lang waren wir auf den Beinen.
Am Mittwoch früh dann mit dem Rad hoch nach Hellerau, wo wir mit Refugees kickerten und Ulla uns vom Golgi Park erzählte, der zum Festspielhaus Hellerau gehört und so eine Brücke von der Kunst in den Alltag schlägt. Am Nachmittag besuchten wir den artenreichen Aprikosengarten, wo Beeren geerntet wurden und Anne uns etwas über die Wichtigkeit von Gemeinschaftsgärten für den Stadtteil erzählte. Abends dann noch einen Abstecher in den Apfelgarten, wo gerade von vielen fleißigen HelferInnen gegossen wurde und Kirschen zum Naschen lockten.
Puh… Nach zwei so intensiven Drehtagen machten wir uns am Donnerstag erstmal in Ruhe an das Sichten des Materials. Thomas, Gregor und Julie verbrachten etliche Stunden mit Aussortieren und Kürzen der Filmszenen. Es wird noch eine Weile dauern bis aus viereinhalb Stunden wirklich nur 5 Minuten werden. Bei dem ganzen Filmmaterial überlegen wir auch, eine längere Doku zusammen zu schneiden, die dann auch mal im Garten oder auf Veranstaltungen laufen kann.
Für uns waren diese Tage ein spannender Einblick in das filmerische Schaffen. Es ist wirklich nicht leicht, die Atmosphäre und Inhalte der Gärten kurz und knapp einzufangen und auf den Punkt zu bringen. Ob uns das gelungen ist? Nun, wir werden es am 27. Oktober im Rathaus sehen, denn da feiert der Clip seine Premiere.
Vielen Dank an Sukuma und das Stories of Change Filmteam (allen voran Sascha und Konrad, die uns gut unterstützt haben und Esther für das tolle Catering), an Thomas Frick für seine Geduld und tollen Ideen, an das Team von ravir (für die ausdauernden Dreharbeiten und die noch länger dauernde Produktion) und natürlich alle Gärten, die mitgemacht haben.