Urbane Gärten beim Umundu-Symposium
Unter dem Titel „Our Urban Future“ ist am Wochenende das 8te Umundu-Festival mit einem Symposium eröffnet worden. In der HTW trafen sich Akteure der Dresdner Nachhaltigkeitsszene und viele neue Interessierte, um sich – mal wissenschaftlich, mal ganz praktisch – mit der Frage auseinanderzusetzen, wie wir unsere Städte zukunftsfähig gestalten können.
Auch wir vom Gartennetzwerk waren mit unseren Themen und Projekten an verschiedenen Stellen vertreten:
Am Samstag referierte zunächst Dresdens neuer Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontaine, dass er gerne mehr Bürgerbeteiligung in die Stadt bringen möchte. Und teilte uns sein Bedauern über die Schwierigkeit mit, in Dresden mit dem Lastenrad zu fahren.
Nach ihm erklärte Harald Welzer, dass es unsere wichtigste Aufgabe ist, innerhalb der Transformation zu einer öko-sozialen Gesellschaft konkrete kulturelle Praktiken zu schaffen. Sie solle so attraktiv sein, dass der Großteil der Bevölkerung sie übernehme (ein Beispiel hierfür könnte die Schweizer Bahn sein: die KFZ-Zahl pro Kopf in der Schweiz ist inzwischen die niedrigste in Europa, schlicht weil die Bahn dort so verlässlich, erschwinglich, komfortabel und schnell ist, dass das Auto eben nicht mehr praktischer ist).
Markus Egermann berichtete anschließend über die Ergebnisse des Forschungsprojekts ARTS, bei dem Dresdener Nachhaltigkeitsinitiativen untersucht wurden, um für Transition förderliche oder hemmende Mechanismen herauszuarbeiten.
Danach versammelten sich die drei zusammen mit Julia Leuterer, aktives Mitglied der Kerngruppe des GartenNetzwerks und neue Geschäftsführerin der Lokalen Agenda 21, auf dem Podium, um noch ein paar gewitzte Fragen von Moderator Norbert Rost zur zukunftsfähigen Gestaltung Dresdens zu beantworten.
Mit unserer Ausstellung über die vielfältigen Werte von Grün in der Stadt konnten wir nicht nur viele Besucher*innen begeistern, sondern nebenbei auch noch vier Snack-Automaten der HTW überdecken, die ansonsten laut summend und hell leuchtend versuchen, Vorbeikommende zum Kauf von sehr unnachhaltigem Fast-Food zu überreden :-)
An unserem Info-Stand freuten sich mal wieder viele Leute über die große Übersichtskarte, auf der die Gärten der Stadt zu finden sind und die darüber hinaus – das beobachten wir immer wieder – Leute wunderbar ins Gespräch über den Stadtraum und seine Nutzung kommen lässt.
Mit Philip Stierand von den Speiseräumen haben wir am Sonntagvormittag einen Blick auf unsere Food Futures und die Wichtigkeit lokaler Ernährungsstrategien geworfen. Der Fachinput zeigte die Notwendigkeit veränderter Ernährungssysteme, ging auf new urban food needs und entsprechende mögliche Maßnahmen zur nachhaltigeren und resilienten Gestaltung von Stadternährung ein. Denn eigentlich wäre es bizarr, etwas so essentielles und sinnliches wie Ernährung (und den Anbau unserer Lebensmittel) wie bisher nur dem freien Spiel des Marktes zu überlassen. Kommunen und ihre Bürger haben Möglichkeiten, auf lokale und gesunde Ernährung Einfluss zu nehmen, räumliche Planung einzufordern und strategisch zu verankern. Wie das in Dresden aussehen könnte, erkundeten wir anschließend in einem gemeinsamen Brainstorming mit den Teilnehmern.
Die Ergebnisse fließen in Folgeveranstaltungen ein, wer das Thema also weiter verfolgen möchte, ist herzlich zur Regionalkonferenz am 7.11. im Rathaus eingeladen, oder zur Filmvorführung von „10 Milliarden“ mit einem Vortrag von Regisseur Valentin Thurn zu Ernährungsräten am 15.11.
Mit den Seitentrieben konnten wir Anja Fiedler zum Symposium holen, deren praktischer Hands-on-Workshop Stadt macht satt viele Besucher*innen angelockt hat, die sonst nicht unbedingt das typische Symposium-Publikum darstellen. Sie zeigte sehr eindrucksvoll, was es in der Stadt schon alles Essbares gibt, ganz von allein, wie man das mit Kindern verarbeiten und mit ihnen gärtnern kann – und bastelte zuguterletzt mit den Teilnehmenden Pflanztürme zum vertikalen Gärtnern auf engstem Raum.
Das Umundu-Festival geht noch eine Woche lang und auch das Gärtnern wird weiterhin in theoretischen und praktischen Workshops Thema sein. Veranstaltungs-Empfehlungen dazu hat Sebastian hier ja schon wunderbar zusammengestellt.
An der Stelle nochmal einen riesigen Dank an das gesamte Umundu-Team und alle Helfer*innen für das tolle Programm und die aufwendige Organisation des Symposiums!
Und an alle anderen die Empfehlung: Lasst euch die Workshops, Ausstellungen und Filme in der kommenden Woche nicht entgehen!