Die Stadt, das sind wir alle!
Ein lauer Sommerabend im Hechtviertel. Die Töpfe klappern, es duftet nach Essen, Kinder toben durch den Garten, die Sonnenblumen blühen, Hochbeete voller Gemüse, hier und da erhallt ein Lachen. Das hechtgruen öffnet seine Pforten zum Gartenschmaus und Filmabend.
Erst in diesem Frühjahr musste der mobile Gemeinschaftsgarten umziehen und konnte sich auch dank Hilfe der Stadt auf einer neuen Fläche einrichten und niederlassen. In den wenigen Monaten seitdem hat sich auf der einstigen Ödnis schon einiges getan und inzwischen es wirkt fast, als wäre der Garten schon immer hier am Bahndamm in der Johann-Meyer-Straße gewesen.
Ein guter Ort, um mit Vertreterinnen aus Politik und Verwaltung darüber zu plaudern, was Gemeinschaftsgärten eigentlich für die Stadt bedeuten. Zu Gast waren Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen, Stadträtin Kati Bischoffsberger und Sebastian Kaiser für das Gartennetzwerk. Alle drei haben sich in den letzten Jahren für Gemeinschaftsgärten in Dresden stark gemacht, jede/r auf seine eigene Art und Weise. So konnte Kati Bischoffsberger mit ihrer Fraktion im Stadtrat Haushaltsmittel für die Unterstützung von Gemeinschaftsgärten frei machen und sich für den Erhalt der Hufewiesen als offene Grünfläche einsetzen. Eva Jähnigen sorgte für eine gute Kommunikation in der Verwaltung. So haben die Gemeinschaftsgärten nun konkrete Ansprechpartner*innen beim Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft (ASA), wo die bürgerschaftlichen Projekte mittlerweile sehr gewertschätzt und als kreativ gepflegte Grünflächen ernst genommen werden. In einer Stadt wie Dresden, in der eine Spannung zwischen Zuzug, Neubau und (im Sinne kurzer Wege) gewollter Verdichtung auf der einen Seite und dringend benötigte Lebensqualität wie auch Klimaanpassung durch Grün-/Erholungsflächen auf der anderen Seite herrscht, sind Gemeinschaftsgärten und andere Nutzungskonzepte von Freiflächen sehr wichtig. Eva Jähnigen betont in diesem Zusammenhang, dass dies nicht nur Augabe der Verwaltung sei, sondern nur aus einem dialogischen und offenen Miteinander entstehen kann: „Die Stadt sind wir alle“.
So gibt es inzwischen die Möglichkeit, auch für Privatpersonen simple Pflegeverträge zur Nutzung und Bepflanzung von Baumscheiben im öffentlichen Raum abzuschließen. Wer eine Baumscheibe in seinem Stadtteil oder vor der eigenen Haustür beackern möchte, kann sich einfach beim ASA melden.
Innerhalb der Verwaltung wird zurzeit aktiv nach weiteren Flächen Ausschau gehalten, die langfristig Potential für Gemeinschaftsgärten haben und zur Verfügung gestellt werden können.
Sebastian knüpft daran an und erzählt, wie der Johannstädter Gemeinschaftsgarten einen Hecksler vom Regiebetrieb der Stadt nutzen konnte, um Holzschnitt zu verarbeiten. Auch beim Umzug des Hechtgrüns gab es Unterstützung beim Transport der Hochbeete: „Einfach mal nachfragen.“
Möglich wurde dieser gute Kontakt in Politik und Verwaltung auch, weil das Gartennetzwerk durch regelmäßige Treffen und feste Ansprechpersonen eine gute Struktur bereitstellt. Darüber finden jährlich Treffen mit Politik und Verwaltung statt, wo gemeinsam Herausforderungen, Potentiale und Ideen diskutiert werden.
„Und proaktiv in Kontakt zu gehen, Fragen zu stellen, sich zu interessieren und sich einzubringen – das ist allemal besser als wieder nur traurig zu sein, wenn irgendwo mal wieder was zugebaut wurde.“
Wow, eine kleine Erfolgsstory aus Dresden. Nach einer Pause mit leckerem „Hechtchili“, selbstgebackenem Kuchen und Getränken, ist es auch schon dunkel genug um die frisch gebastelte DIY-Leinwand an der Häuserwand mit dem wundervollen Film „Tomorrow“ zu beflimmern.
Eine Studie die zeigt, dass unsere Kinder in einer Welt aufwachsen werden, in der Essen, Wasser und Öl hartumkämpfte Ressourcen sein werden, regten die französischen Filmemacher zu einer Reise an. Eine Reise zu den kreativen Alternativen Lösungsansätzen für Probleme unserer Zeit. Wir haben alle schon genug von Katastrophen gehört, von allem, was schief läuft in unserer Gesellschaft. Hier wird das Augenmerk auf kleine bürgerschaftliche Initiativen gerichtet, die dort, wo sie sind, eine Veränderung anregen. Vom Gartenprojekt auf kleinem Raum über neue Wege der kommunalen Mülltrennung bis hin zum 21-Pfund-Schein der eigenen Regionalwährung steckt der Film voller Momente die uns das Herz erwärmen.
Gemütlich lassen wir den lauen Sommerabend ausklingen. Wir danken allen Gästen für die spannenden Diskussionsbeiträge, der Heinrich-Böll-Stiftung weiterdenken für die finanzielle Unterstützung, Martin für die Fotos und die Organisation der Technik, den hechtgruenlern für das leckere Essen und die gemütliche Atmosphäre, sowie Julie für den Bericht.
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