Das Summen der Schleifmaschinen
Mitte April war es soweit: Die Workshopreihe Querstreben feierte Ihren Saisonauftakt im Gemeinschaftsgarten Gorbitz zum Thema ‚Tischlern im Garten‘
In vielen Gemeinschaftsgärten stehen Gartenlauben, die als Aufenthaltsort bei Regen, Treffpunkt für Plena, Anschlag, Aufbewahrungsort für Gartengeräte oder Saatgut dienen. In fast allen dieser Behausungen fallen von Zeit zu Zeit Reparaturarbeiten an, die auf den ersten Blick für den Laien zu kompliziert erscheinen.
Deshalb haben sich am 28. und 29. April bei fast sommerlichen Temperaturen circa 9 Gemeinschaftsgärtner getroffen um von einem Tischler einige Tipps und Tricks zu erlernen. Der tapfere Tischler Björn hatte sich am Abend zuvor den Fuß verletzt und musste am Morgen zunächst ins Krankenhaus um danach trotzdem den Berg hinauf ins grüne Gorbitz zu kommen und uns als Referent zu dienen.
Zum Glück hatten wir am Vorabend schon sein Werkzeug in den Garten gebracht und haben nach einer kurzen Einführung und Sicherheitsbelehrung durch Matze voller Tatendrang schon mal losgelegt. Wir dachten die alten Farbreste von den Fenstern und Türen abzubrennen und abzuschleifen, bekommen wir vielleicht auch schon alleine hin.
Nach ca. 1h kam Björn an, was für uns ein guter Anlass für die erste Pause war. Bei leckeren Salaten, Pfannkuchen und ein paar Pausenbroten haben wir uns nochmal richtig gegenseitig vorgestellt und besprochen was wir in welcher Reihenfolge an diesem Wochenende schaffen wollen.
Die meiste Arbeit war das Abschleifen der Türen und Fenster und so erfuhren wir am eigenen Leib, dass eine Lackfarbe auch nach ihrem Lebenszyklus noch jede Menge Arbeit und Energie benötigt. Das Summen von bis zu drei Schleifmaschinen gleichzeitig war weit zu hören, die Gehörschützer sehr gefragt und unsere Nachbarn sehr nachsichtig, sich selbst am Sonntag nicht darüber aufzuregen. Vielen Dank dafür!
Kurz nach Björns Ankunft haben wir gemeinsam das von ihm in traditioneller Weise vorgefertigte Fenster in die bis dahin verrammelte Öffnung eingebaut. Dafür bohrten wir zunächst Löcher durch den Fensterrahmen. Nachdem wir das Fenster gut verkeilt hatten, bohrten wir mit einem Steinbohrer, in das Mauerwerk der Laube. Die Rahmenschrauben halten das Fenster in Position auch wenn die Fensteröffnung etwas größer ist. Später kann man dann die Spalten mit Hanf stopfen. Zum Abschluss lernten wir noch, dass man die Fenster jetzt einölen sollte, da der leinölhaltige Fensterkitt sonst sein Öl zu schnell an das trockene Holz abgibt und rissig wird. Dann konnten wir beginnen das Glas zu schneiden. Christian hatte zum Glück schon etwas Erfahrung, so dass er hier ein bisschen Co-referieren konnte. Er stellte auch schnell fest, dass der extra organisierte Glasschneider stumpf war und konnte noch schnell seinen eigenen von zu Hause holen. So hatten wir relativ wenig Bruch und haben mit der letzten möglichen Scheibe auch die letzte Öffnung gefüllt. Die Scheiben haben wir mit kleinen Nägelchen im Rahmen fixiert und dann unter Anleitung eingekittet. Björn meinte, dass man nun den Kitt ca. 2-3 Wochen trocknen lassen muss, bevor man die entstandenen Fettflecken auf den Scheiben sauber machen kann und eventuell das ganze Fenster nochmals zu ölen.
Während weiter kontinuierlich die Schleifmaschinen summten, brummten und staubten (heute hatten wir auch Staubschutzmasken) ging es am zweiten Tag an die Türen, die zuvor extrem klapprig waren und schon so verzogen waren, dass sie auf dem Fußboden schleiften. Björn zeigte uns, wie man eine solche einfache Brettertür im eingebauten Zustand wieder gerade rücken kann und so aussteifen kann, dass sie dort auch bleibt. Dazu haben wir dicke Leisten diagonal an die Innenseiten der Türen geschraubt und die Fassung der Türen mit einfachen Flachwinkeln fixiert. Außerdem haben wir einen kaputten Schließzylinder ausgebaut und die völlig ruinierte Schließblechöffnung in der Türzarge sauber ausgestemmt und an beiden Stellen neues Holz eingeleimt. Außerdem mussten wir den über der Tür befindlichen, hölzernen Ringbalken verjüngen, damit die nun wieder gerade sitzende Tür zu öffnen geht. Zum Schluss haben wir noch einen sehr massiv aussehenden Riegel mit Vorhängeschloss montiert und zwei dekorative Griffe an die Tür geschraubt.
Unser Tatendrang an diesen zwei Tagen war kaum zu bremsen, so dass sogar in den Zwangspausen (wegen zum Beispiel zu viele Maschinen für zu wenig Kabel) noch viel anderes an der Hütte und im Garten geschafft wurde. Es wurde ne Menge Kompost gesiebt, unsere Gartentafeln wieder angebracht, die Außen-und Innenwände gestrichen und ab und an konnte man sogar jemand in den Beeten sehen ;-)
Stolz, völlig geschafft und sehr glücklich über dieses tolle, produktive Wochenende feierten wir noch etwas diesen gelungenen Kick-Off der Gartensaison mit etwas Leckerem vom Grill und ein paar spritzigen Getränken.
Vielen Dank an die Vorbereitung, die vielen fleißigen Helfer, den tapferen Björn und den uns holden Wettergott. Auch vielmals danken möchten wir dem Quartiersmanagment Gorbitz, das uns die Finanzierung über den Verfügungsfonds Gorbitz des Programms Soziale Stadt ermöglichte.
PS: Wenn Ihr Euch durch diesen Workshop inspiriert fühlt, weil auch Eure Gartenhütte dringend mal etwas Aufmerksamkeit braucht und Ihr es nicht allein machen wollt, dann wendet Euch gern an das QuerstrebenTeam (email versteckt, bitte JavaScript aktivieren). Vielleicht findet ja der nächste TischlerWorkshop schon in Eurem Gemeinschaftsgarten statt. Danach werdet Ihr auch alle Fachbegriffe, dieses Artikels garantiert verstehen ;-)
Bericht: Matze
Fotos Jochen
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