Die Stadt als Garten – jetzt auch in der Uni
Thomas Edison soll gesagt haben: Geniale Leistungen bestehen zu 1% aus Inspiration und zu 99% aus Schweiß. Er muss es wissen: Schließlich hat er die Glühbirne, die ein anderer erfunden hatte, weiter entwickelt und verkaufsfähig gemacht.
In Anlehung daran sind die 99U-Events benannt: Kleine Konferenzen, bei denen einerseits das Teilen, vor allem aber das Weiterentwickeln von Ideen im Fokus stehen. Eine solche gab es am Donnerstag auch im Hörsaal des Pothoff-Baus der TU Dresden. Die Kreativagentur Cromatics hatte das Event mit viel Aufwand organisiert und einige hochkarätige Redner eingeladen.
Daneben enthielt die Veranstaltung auch eine interaktive Visionierungs-Phase, womit sie das in Dresden anlaufende Zukunftsstadt-Programm zu befruchten suchte: Innerhalb dessen werden im Oktober und November über zwanzig Veranstaltungen stattfinden, bei denen wir eingeladen sind, Visionen dafür entwickeln, wie ein nachhaltiges Dresden aussehen kann.
Nach drei inspirierenden Impulsvorträgen durften fünf vorher geladene ‚Visionäre‘ ihre Ideen kurz vorstellen, die dann jeweils in kleinen Workshops entwickelt werden sollten:
- Kulturberater Magnus Hecht lud ein, darüber zu visionieren, wie Behörden lernen können, die Kreativwirtschaft zu verstehen und zu unterstützen.
- Marketing-Expertin Mark Offermann beschrieb das Bild eines künstlerisch aktiven Drei-Länder-Ecks mit grenzüberschreitenden Produktionen.
- Unternehmenscoach Jenny Gleitsmann dachte über gelebte Kooperationen in der Dresdener Wirtschaft nach.
- Kulturmanager Sören Rogoll stellte seine Idee einer Projektplattform für Menschen mit Handicaps und sozialen Benachteiligungen vor.
- Und ich malte Dresden grün: Die Stadt als Garten, der seine Bewohner gut versorgt und angenehm beherbergt.
In den folgenden selbstorganisierten Workshops diskutierten wir Ansätze und Herangehensweisen, während Grafik-Künstler unsere Ideen in Bildern darstellten. Die Ergebnisse meines Workshops will ich kurz umreißen. (Bei den anderen konnte ich ja leider nicht dabei sein, aber kurze Berichte mit Bildern gibt es auf der Zukunftsstadt-Site.)
Die Stadt als Garten hat viele Dimensionen. Vier wichtige sind:
- Überall, wo es möglich ist, wachsen Pflanzen, verbessern und stabilisieren so das Stadtklima gegen die globalen Klimaveränderungen und gleichen die zunehmenden Wetterextreme aus.
- Überall, wo es möglich ist, wachsen essbare und fruchttragende Pflanzen. Dadurch ist die Lebensmittel-Versorgung auch bei Ölkrisen und Ausfällen des Stromnetzes gesichert.
- In der Stadt werden Bioabfälle und Ausscheidungen kompostiert. So werden Nährstoff-und Boden-Verluste und die Verunreinigung von Spülwasser vermieden, sowie Kreislauf-Wirtschaft aufgebaut.
- Die Grünflächen und Bepflanzungen werden von den Bürgern mitgestaltet und gepflegt. So entstehen Stadträume, in denen die Menschen sich wohl fühlen und Gemeingüter, für deren Pflege sie Verantwortung übernehmen.
Die 15 (sehr unterschiedlichen!) Teilnehmer des Workshops hatten verschiedene Teile dieser Vision auch schon gedacht und ins Herz geschlossen. Also sprangen wir gleich in die Phase des Überlegens, wie sie umgesetzt werden könne.
Dabei trugen wir auch mögliche Hinderungsgründe zusammen:
- Der momentan noch starke Autoverkehr und seine Abgase, die den Anbau von Lebensmitteln erschweren,
- die Möglichkeit, dass sich durch mehr Grün in der Stadt auch mehr Wildtiere angezogen fühlen,
- womögliche Vorbehalte gegen Obstbäume, weil sie Wege und Autos verunreinigen können
- und die Präferenz, Essen einzukaufen, statt selbst zu pflücken, weil es sicherer und weniger aufwendig erscheint
Ansätze und Lösungsmöglichkeiten fielen uns viele ein, ich möchte sie hier nur in Oberbegriffen umreißen und den Rest eurer Kreativität und Problemlösungsbegeisterung überlassen (ihr dürft mich natürlich auch gerne nach dem ausführlichen Protokoll fragen ;-) ):
- Wirtschaftliche Anreize herausstellen
- Lebensqualitäts-Erhöhung herausstellen
- Kulturelle Reize herausstellen
- Beteilung vereinfachen
- in den Schulen anfangen
- Versuchs- und Vorbild-Projekte, um Stadtverwaltung und Bürger zu überzeugen
- anschauliche, leckere Öffentlichkeitsarbeit
- jede mögliche Fläche nutzen
So war es ein inspirierender Abend, an dem die Vision eines nachhaltigen Dresdens ein paar Schritte und Bilder weitergekommen ist.