Inspirierende Planungswerkstatt für einen Grünzug an der Gehestraße
Über ein erfreulich ernsthaftes Bürgerbeteiligungs-Format in kreativer Atmosphäre
Seit einigen Monaten wird die Idee eines Grünzuges im Dresdener Nordwesten jetzt schon quer durch die Gremien diskutiert. Visionäre Stadtplaner stellen sich ein zusammenhängendes Grün vor, dass sich von der Eisenbahnstraße in der Leipziger Vorstadt bis zu den Hufewiesen im Trachau zieht. Im Sommer hat der Stadtrat beschlossen, mal auf ca. 550 Metern (bzw. 17.000m² Fläche) anzufangen. Auf dem ehemaligen Gleisdreieck an der Gehestraße in Pieschen sollen bis 2019 ein Gymnasium und eine Oberschule gebaut und durch einen großen öffentlichen Radweg und eine Grünfläche ergänzt werden.
Gestern luden das Stadtplanungsamt und das zuständige Freiraumplanungs-Büro arbos aus Hamburg (das die Ausschreibung gewonnen hatte) die Anwohnenden und alle Interessierten ein, ihre Wünsche für die Gestaltung der Fläche miteinzubringen. Die Planungswerkstatt fand im Kunstraum Geh8 statt, der einen Teil der Brache seit 2007 belebt, dort auch bleiben kann und jetzt gespannt den anstehenden Veränderungen entgegensieht.
Etwa 40 Engagierte kamen, davon schätzungsweise ein Drittel Anwohnende. Auch Sebastian und ich sind Anwohner und wollten die Idee einer gärtnerischen Nutzung bestärken, die vorher schon durch die behaarliche Arbeit der Grünen Stadträtin Kati Bischoffberger in die Planung eingeflossen war.
Bei einer Begehung der in den letzten Jahren einigermaßen verwilderten Fläche wurde auch Ortsfremden die langgezogene Weite (550x30m) des angedachten Streifens entlang der Gehestraße deutlich und Planer Peter Köster erläuterte die städtischen Planungsvorgaben. Das denkmalgeschützte Backsteingebäude an der Erfurter Straße soll bestehen bleiben und für gemeinnützige Aktivitäten zur Verfügung stehen. Alle anderen Baracken und Bauten sollen wegen ihres schlechten Zustands abgerissen werden – es sei denn, es gäbe kluge Nachnutzungskonzepte, so Herr Hofmann vom Stadtplanungsamt.
Moderiert von den hamburger Planern durften wir in drei Kleingruppen an Plänen arbeiten, womit wir die Fläche füllen würden. In der Pause konnten wir uns am von der Stadt gestellten (auch veganen) Catering stärken und anschließend stellten alle drei Gruppen ihre Ideen vor, die wir dann kritisieren, bestärken oder vertiefen konnten.
Über einige Punkte waren die Anwesenden sich gefühlt sehr einig: Konsens war beispielsweise, dass möglichst viele der alten Strukturen, wie Ziegelmauern, Gleisprellböcke und Natursteinpflaster erhalten bleiben sollen, um den besonderen Charakter des Ortes zu erhalten und die Umgestaltung mit möglichst wenig Energieaufwand zu bestreiten. Auch die Idee eines Gemeinschaftsgartens und im Park verteilter Obstbäume und -sträucher traf auf große Zustimmung.
Da die Sportfelder auf dem Schulgelände nachmittags für alle Bürger geöffnet werden sollen, wurden in den Grünzug vor allem ruhigere Freizeitangebote, wie Feuerstellen, ein Pavillion und eine Tischtennisplatte eingeplant, wobei alle sich einig waren, dass diese auf jeden Fall so positioniert werden müssen, dass sie möglichst wenig nächtlichen Lärm auf die Wohnhäuser abstrahlen. In dem Zusammenhang betonte ein Teilnehmer auch nochmal zum Amusement aller Anwesenden, dass Obstbäume keinen Lärm machen würden und trotzdem viel interessante Beschäftigung, sowie Lern- und Genusspotenziale bieten.
Die Idee, die von selbst entstandene Verschenk-Ecke an der Weimarischen Straße in den Grünzug zu integrieren und ihr so eine Form zu geben, in der sie ordentlich genutzt werden kann und nicht mehr vermüllen muss, traf auf offene Ohren und gefiel sogar Hans-Martin Pfohl vom Stadtplanungsamt besonders gut. Kati Bischoffberger fasste die Idee in eine größere Vision: dass wir alle den Stadtraum mehr nutzen, in Anspruch nehmen und entsprechend auch Pflegeverantwortung dafür übernehmen. Eine Verschenk-Ecke, die den Anwohnenden offiziell überlassen wird, könnte von ihnen auch verantwortungsvoll in Ordnung gehalten werden.
Das ist auch unsere Vision im GartenNetzwerk: Damit unsere Stadt nachhaltiger werden kann, muss sich nicht nur grüner, sondern auch selbstorganisierter werden. Wir alle müssen mehr Verbindung zu den lebenswichtigen natürlichen Ressourcen aufnehmen können – und gemeinsam dafür Verantwortung übernehmen, dass sie erhalten und klug genutzt werden.
Beteiligungsformate wie das gestrige, in denen Mitarbeitende der Stadtverwaltung den Bürgern auf Augenhöhe begegnen und sowohl Bedürfnisse, als auch Engagement der Anwohnenden abgefragt werden, bieten dafür die Grundlage. Wir wünschen und mehr davon und bringen uns gerne wieder ein.
Wer mehr zur städtischen Planung der Fläche wissen möchte, findet hier weitere Informationen.