Wespen mögen keinen Zimt
Ein erstaunlich heißer Sonntag im September, Apfelgarten: Tom und Marion von »Biene sucht Blüte« sind als Referenten geladen und wollen mit uns ihr reiches Wissen über Nützlinge teilen.
Nützlinge, wer oder was kann das sein? Bienen, Marienkäfer, Regenwürmer und Igel fallen uns ein. Aber auch Spinnen, Vögel und Milben gehören zu den Nützlingen und werden oft vergessen.
Wir konzentrieren uns an diesem Tag auf die Lieblinge von Tom und Marion, Mauerbienen und Wespen.
Ich dachte immer (der Name legt es nahe), dass Mauerbienen in Mauern wohnen. Das kann wohl sein, wenn die Mauer viele 6 bis 9 mm große Löcher hat, die ca. 10 bis 15 cm tief sind, hinten verschlossen und nach Süden ausgerichtet sind. Das sind nämlich die wichtigsten Anforderungen ans Zuhause der soliär lebenden Mauerbiene. Ihr Name kommt allerdings woanders her: sie bauen ihre Brutzellen mit Lehmmauern. In die erwähnten Röhren kommt ein Ei, zusammen mit Pollenbrei, davor kommt eine Mauer. Dann folgt die nächste Brutzelle, wieder Ei, Pollenbrei und Mauer. Das geht immer so weiter, bis sie vorn angekommen sind. So ist das ganze Rohr voller Mäuerchen – eine echte Lehmbauerin also.
Die geschlüpften Maden fressen den Pollenbrei, werden dick, verpuppen sich und schlüpfen im Frühjahr als Bienen. Falls die hinterste Biene zuerst schlüpft, hat sie Pech gehabt und muss abwarten, bis alle ihre Geschwister geschlüpft sind, bis sie selbst hinaus kann.
Mauerbienen sind wunderbare leistungsfähige Bestäuber, sie schaffen dabei das ca. 80-fache einer Honigbiene, fliegen aber im Gegensatz zu ihr nur ca. 6 Wochen im Jahr.
Dies und viel mehr berichtete Tom über diese Wildbienen, außerdem konnten wir ein solches Bienennest begutachten und die verpuppten Bienen bewundern.
Im zweiten Teil des Workshops erzählte Marion uns von den »gefürchteten« Hornissen und Wespen. Da sie im Wespen-Notruf des Imkervereins arbeitet, geht Marion mit Fug und Recht als Wespenprofi durch.
Wespen allerdings sind auf ganz andere Art Nützlinge als Wildbienen, denn die meisten von ihnen sind Parasiten. Die Schlupfwespe beispielsweise hat einen Legestachel, mit dem sie keine Menschen sticht, dafür aber andere Insekten, in die sie dann ihre Eier hineinlegt. Damit bekämpft sie (für uns) sehr wirksam Fruchtfliegen, Motten, Läuse und Co.
Außerdem gibt es die staatenbildenden Wespen (mit eher schlechtem Ruf), die auch sehr nützlich sind, da sie zur Versorgung ihrer Larven andere Insekten jagen. Später werden die erwachsenen Wespen zu Vegetariern und ernähren sich dann von Nektar und Pollen oder auch von unserem Zwetschgenkuchen.
Habt ihr schonmal eine Wespe auf einer Zimtschnecke gesehen? Nein? Das liegt daran, das Wespen keinen Zimt mögen. So wird auch nach Entfernung eines Wespennestes die Stelle mit Zimtöl bepinselt.
Marion erzählt, dass die Wespen einen schlechten Ruf wegen ihrer unangenehmen Vertreterinnen, der Gemeinen und der Deutschen Wespen haben. Es gibt aber unzählige Arten und die meisten sind überhaupt nicht agressiv – höchsten »neugierig«, erklärt uns Marion. Dann ist es wichtig, keine schnellen Bewegungen zu machen und nicht in Richtung der Wespen zu pusten oder zu atmen (denn CO2 mögen sie nicht).
Wespennester müssen auch nicht immer entfernt werden, oft hilft es schon, einen Schutz unten um das Nest herum zu bauen, sodass die Wespen nach oben losfliegen und die Menschen sich nicht so »angegriffen« fühlen.
Und noch ein Tipp von Tom: zum einfachen Fangen von Insekten im Haus ist eine leere Streichholzschachtel sehr praktisch: Schachtel auf, übers Insekt legen, zuschieben, rausbringen, fertig!
Vielen Dank für den lehrreichen Sonntag vormittag!
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Text und Fotos von Gesine